Zumeist anders als die Stress-Reaktionen von Hauskatzen sind die von Hunden.
Je nach Bindung an das Rudel (besser gesagt an die Familie) sucht ein Hund entweder den Schutz in der Gemeinschaft oder er nimmt (bei noch ungenügendem Vertrauen) reiß aus. Letzeres kann auch bedeuten, dass er sich beispielsweise unter ein Sofa, unters Bett oder in sein Körbchen flüchtet – an eine Stelle eben, an der er sich den bestmöglichen Schutz verspricht.
Die Angst und der Stress können so groß sein, dass Ihr Hund heftig zittert und jault. Manche urinieren vor Furcht, bekommen schlagartig Durchfall (ebenfalls bei uns Menschen bekannt: „Er hat sich vor Angst in die Hose gemacht.“) oder erbrechen.
Das Tier mit Gewalt aus seiner „Fluchtburg“ hervor zu zerren, vielleicht auch noch anzubrüllen oder in sonstiger Weise zu bestrafen wäre das Falscheste, das Sie in einer solchen Situationen machen könnten.
Damit würde genau das Gegenteil von dem erreicht, was wohl jeder Hundehalter anstrebt – nämlich enges Vertrauen zwischen Mensch und Tier.
Nähern Sie sich besser in ruhiger, gelassener Weise Ihrem Hund, begeben Sie sich auf gleiche Augenhöhe (auf den Boden setzen) und stellen Sie Körperkontakt her (streicheln), wobei Sie gleichzeitig mit ruhiger, sanfter Stimme auf Ihren Vierbeiner einwirken. Geben Sie Ihrem Hund zu verstehen bzw. lassen Sie diesen spüren, dass er auch in „Gefahrsituationen“ auf Sie zählen kann. Dass Sie ihn dann keineswegs in Stich lassen sondern eng zu ihm stehen und ihn beschützen.
Wenn Sie Ihren Hund noch nicht lange haben, so sollten Sie über dessen „Fluchtverhalten“ nicht enttäuscht sein. Vertrauen muss wachsen – gerade zwischen Mensch und Tier. Und am besten erreichen Sie dies, wenn Sie sich häufig und intensiv mit Ihrem vierbeinigen Freund beschäftigen.
Es wird vielleicht mehrere ähnliche Situationen geben müssen, bis zwischen Ihnen und Ihrem Tier wirklich vollstes Vertrauen hergestellt ist und Ihr Hund eher Beistand bei Ihnen als Sicherheit in einer dunklen Ecke sucht. Verlieren Sie dazu nicht die Geduld – und schon gar nicht die Kontrolle über sich selbst. Denn ein jedes falsches Reagieren kann bereits aufgebautes Vertrauen wieder zunichtemachen.
Es gibt „Experten“ die behaupten, dass es nur wenig nütze und häufig genau das Gegenteil bewirkt würde einen Hund in solchen und ähnlichen Situationen zu trösten und zu beruhigen. Ich behaupte, wer solche Thesen verbreitet und selbst nach diesen handelt, kann und wird niemals ein inniges Verhältnis zu seinem Vierbeiner haben. Umgekehrt wird kaum zu erwarten sein, dass ein Hund dann jemals wirkliches Vertrauen fasst und sich in seinem „Rudel“ (Familie) besonders bei seinem „Leittier“ (Herrchen/Frauchen) geborgen, beschützt und sicher fühlt.
So unterschiedlich wie wir Menschen sind, ist es auch bei Tieren (egal ob Hund oder Katze). Nicht jedes Tier ist vom Charakter her gleich. Manch einem Hund steckt es im Blut bei (scheinbarer) Gefahr die Entscheidung im Kampf zu suchen – dies ist also nicht unbedingt abhängig vom Alter, eher schon von den Genen. Von Natur her eher friedfertige Hunde – ebenso solche, die als Welpe gegenüber den Geschwistern und den älteren im Rudel eine niedere Rangstufe innehatten – neigen mehr dazu sich im Hintergrund zu halten oder die Flucht zu ergreifen.
Dies hat nicht allein etwas mit Mut beziehungsweise Feigheit zu tun, sondern eben auch mit der Veranlagung, mit Erfahrung sowie mit instinktiver Einschätzung einer Situation. Das Verhalten eines Hundes kann sich im Laufe seiner Entwicklung und seiner Erfahrungen mit uns Menschen durchaus ändern – sowohl positiv, wie auch negativ.
Meine Erkenntnis (ich habe schon länger als 30 Jahre Hunde verschiedener Rassen um mich): Wer sich seinen Tieren gegenüber stets liebevoll und fürsorglich verhält, braucht sich um deren Vertrauen nicht zu sorgen und kann in nahezu jeder Situation auf deren Loyalität bauen.
Zumindest hierzulande haben sich die Erziehungsmethoden von Hundehaltern- und Tiertrainern in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Hunde bekommen nicht mehr mit Strenge und Härte etwas andressiert sondern werden – ausgewählt nach ihren Charakteren – an bestimmte Aufgaben spielerisch herangeführt.
Gewalt bleibt dabei in jedem Fall außen vor.
Auch bei einem Tier ohne besondere Aufgaben – dem Familienhund – sollte dies nicht anders sein. Auf einen Vierbeiner (und seine Besonderheiten) der im Familienverbund lebt, sollte genauso Rücksicht genommen werden wie auf jedes andere Familienmitglied auch.
Nicht viel anders wie ein Kind, das erst heranwachsen, Erfahrungen sammeln und seinen Platz in der Familie finden muss, ist es auch bei einem Hund. Eine Fellschnauze aber, die stets korrekt und liebevoll behandelt wird, steht verlässlich zu seinem „Rudel“ und gibt für dieses erforderlichenfalls alles – wenn es sein muss, dann sogar sein Leben.
Wichtig:
Berücksichtigen Sie zum Verhalten Ihres Hundes immer auch dessen Alter, Entwicklung und Erfahrungen.
Dinge und Geschehnisse, die Ihr Tier noch nie oder aber negativ kennengelernt hat, können dieses verunsichern oder sogar ängstlich reagieren lassen.
Nehmen Sie die Stress-Reaktionen Ihres Hundes (wie immer diese auch sein mögen) ganz gelassen und zwingen Sie ihn in einer solchen Situation nicht zu etwas, das er nicht möchte.
Unsicherheiten und Ängste können abgebaut werden, wenn Sie Ihre Fellnase immer wieder einmal an eine ähnliche Situation heranführen. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass er sich nicht ängstigen muss – bleiben Sie an seiner Seite.
Bauen Sie Vertrauen auf, wann immer sich eine Möglichkeit dazu bietet – als „Rudelführer“ brauchen Sie nur voran zu gehen und Ihr Hund wird Ihnen selbst in scheinbar gefahrvollen Situationen folgen.
Auch wenn etwas mehrerer Anläufe bedarf – verlieren Sie niemals die Geduld und schon gar nicht Ihre Beherrschung.
Wenn Sie mit einem bestimmten Verhalten Ihres Hundes absolut nicht klar kommen, dann nehmen Sie bitte unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch.